Olympiaqualifikation von Regeländerungen begleitet
Heute fand im Rahmen der anstehenden Olympiaqualfikationswettkämpfe auf Weltebene in Baku, Aserbaidschan, das Head of Team Meeting und die Auslosung der Wettkämpferpaarungen statt. Der Friedrichshafener Markus Kohlöffel war als Cheftrainer des schwedischen Taekwondoverbands vor Ort.
In Zusammenarbeit der World Taekwondo Federation (WTF) und Swiss Timing / Omega wurde für die Olympischen Sommerspiele 2012 das elektronische Bewertungssystem PSS (Point Scoring System) der spanischen Firma Daedo ausgewählt, wobei hingegen die diesjährigen Weltmeisterschaften mit dem zweiten von der WTF anerkannten elektronischen Wertungssystem der Firma LaJust ausgetragen wurden. Dies resultiert aus einem Vertrag zwischen der WTF und der Firma LaJust, dass bis Frühjahr 2012 alle von der WTF veranstalteten Wettkämpfe mit dem System der Fa. LaJust ausgetragen werden müssen.
Die WTF ging davon aus, dass bei den Qualifikationswettkämpfen für die Olympischen Spiele die Exklusivrechte von LaJust nicht greifen würden, da bei den Olympischen Spielen in London das System von Daedo zum Zug kommen wird und diese vom IOC und nicht von der WTF veranstaltet werden. Jedoch ging die Fa. LaJust gegen diese Vertragsinterpretation seitens der WTF gerichtlich vor und erwirkte eine dementsprechende Verfügung, dass bei Nutzung eines elektronischen Westensystems nur das der Fa. LaJust eingesetzt werden kann, da es sich bei den Qualifikationen um keine IOC- sondern WTF-Veranstaltungen handle.
Anläßlich der Weltmeisterschaften in diesem Jahr waren drei Ingenieure von Swiss Timing vor Ort und begutachteten das LaJust-System und kamen mit der WTF zu dem Entschluss, dass das LaJust-System noch zu gravierende Mängel habe, um in London eingesetzt werden zu können. Als Beispiel wurde u. a. angeführt, dass bei Betrieb des LaJust-Systems eine WLAN-Nutzung in räumlicher Nähe zu Störungen führt.
Aufgrund der gerichtlichen Verfügung und des schwebenden Gerichtsverfahrens wird bei den Qualifikationswettkämpfen "manuell" gepunktet, d. h. mit drei Punktrichtern wie schon bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur.
Die weltbesten 60 Kampfrichter unter der Führung von Chakir Chelbat werden die Bewertung der Kämpfe übernehmen. Nur 30 unter ihnen werden den Sprung zu den Olympischen Spielen schaffen.
Im Zug der Umstellung auf die manuelle Bewertung kommen "reguläre" Westen zum Einsatz und somit ist wie in früheren Zeiten das Tragen von Spannschützern verboten. Die übrige Ausrüstung bleibt dieselbe.
Das Video-Replay kann nur in folgenden Fällen genutzt werden:
- Kopftreffer (3- oder 4-Punktetechnik),
- Zusatzpunkt bei Rotationstechniken,
- Verwarnungen, Minuspunkte.
Soll eine Aktion mittels Video-Replay begutachtet werden, muss der Coach dies innerhalb von fünf Sekunden ab dem betreffenden Ereignis in Anspruch nehmen, ansonsten verfällt diese Möglichkeit. Neu ist, dass auch nach der ersten, zweiten und dritten Runde ein Video-Replay-Anspruch besteht.
Jeder Wettkämpfer / Betreuer kann das Video-Replay so oft als nötig für sich beanspruchen. Wird das Video-Replay jedoch zweimal negativ beurteilt, ist dem Coach die Möglichkeit zu einem weiteren Video-Replay genommen. Sollte der Wettkämpfer den Coach zu einem Video-Replay auffordern, wird dies mit einer Verwarnung geahndet. Das Video-Replay wird dennoch durchgeführt.
Möchte der Wettkämpfer den Kampf unterbrechen, um beispielsweise seine Schutzausrüstung zu richten, wird er vom Kampfleiter zum Weiterkämpfen aufgefordert und beim zweiten Mal verwarnt.
Sollte sich ein Coach während des laufenden Wettkampfs von seinem Stuhl erheben, wird sein Sportler mit einer Verwarnung bedacht. Einzige Ausnahme ist hierbei die Anmeldung eines Video-Replays.
Ist ein Arzt an der Kampffläche (Lizenz muss der WTF vorliegen), muss er hinter dem Coach sitzen, nicht neben ihm.
Dreht ein Wettkämpfer seinem Gegner den Rücken zu und "läuft weg" oder er entzieht sich in den letzten Sekunden durch großräumiges Zurückweichen dem Kampf, vergibt der Kampfleiter einen ganzen Minuspunkt.
Fauststöße sind lediglich punktfähig bei annähernd gestrecktem Arm. Der Push-Kick ergibt nur bei großer Wucht eine Wertung. Auch sollen Kopftreffer nicht bei bloßem Berühren vergeben werden, sondern auch sie müssen eine gewisse Wirkung zeigen.
Die Tobokhose darf nicht getapet werden und die 12-Punkte-Regel nach der zweiten Runde ist ebenso in Kraft.
Der Coach muss einen Trainingsanzug oder einen Anzug tragen. Kurze Hosen, Schlappen etc. sind nicht erlaubt.
Sollte eine Kicktechnik auf den Po oder Oberschenkel versehentlich zu einem Punkt führen, kann der Coach das Video-Replay in Anspruch nehmen, um die Jury auf eine Regelwidrigkeit bzgl. eines Tieftrittes aufmerksam zu machen, was im Erfolgsfall zu einer Verwarnung des Gegners und zur Wegnahme des Punktes führt. Das Video-Replay kann nicht für Westentreffer (Fuß, Faust) genutzt werden.
Die Kampfrichtereinteilung erfolgt per PC-generiertem Zufallsgenerator unter bestimmten Kriterien (nicht die gleiche Nation etc.), so dass die Kampfrichter lediglich ca. neun Minuten vor Beginn ihres Kampfes über ihren Einsatz informiert werden.